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Skagerrak Schlacht

Gefecht bei Helgoland 1914

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Britische Unterseeboote hatten beobachtet, dass in der Helgoländer Bucht deutsche Torpedoboote unter dem Schutz Kleiner Kreuzer bei Tag und Nacht in zwei Schichten patrouillierten. Die äußere deutsche Patrouillenlinie 25 Seemeilen westlich von Helgoland bestand aus neun modernen Torpedobooten der I. Torpedobootflotille, 12 Meilen nähe an Helgoland standen Fahrzeuge der III. Minensuchdivision. Die Torpedoboote standen unter dem Kommando des Konteradmirals Leberecht Maaß an Bord des kleinen Kreuzers S.M.S. Cöln. Unterstützt wurden diese Schiffe von den Kleinen Kreuzern S.M.S. Hela, S.M.S. Ariadne, S.M.S. Frauenlob und S.M.S. Stettin. Weitere acht Kleine Kreuzer lagen in der Ems, in Brunsbüttel oder in der Jade. Hier lagen auch die deutschen Schlachtkreuzer, die allerdings dadurch behindert wurden, dass bei Niedrigwasser die Barre der Außenjade zu flach für sie war und nicht passiert werden konnte.
 
Kommodore Roger Keyes, der Oberbefehlshaber der britischen U-Boote, plante daraufhin eine Operation, mit der die Deutschen in eine Falle gelockt werden sollten. Helgoland war zwar mit schweren Geschützen bestückt, aber sobald die deutschen Schiffe den Feuerschutz der Insel verließen, wären sie eine leichte Beute für ein überlegenes britisches Geschwader. Die U-Boote und das Harwich-Geschwader unter Kommodore Reginald Tyrwhitt sollten die Deutschen von der Küste weg locken und dann in die Zange nehmen. Einige schwerere Einheiten sollten diese Schiffe gegen deutsche Verstärkungen abschirmen, und die Grand Fleet sollte als Fernsicherung dienen. Keyes schlug den Plan dem Ersten Lord der Admiralität, Winston Churchill, vor, der ihn gut fand; der Plan wurde jedoch vom Stabschef Sir Doveton Sturdee soweit geändert, dass die Sicherung aus Force C (fünf alte Panzerkreuzer) und Force K mit den Schlachtkreuzern HMS Invincible und HMS New Zealand bestehen sollte. Eine Unterstützung durch die Grand Fleet hielt man für unnötig.
 
Der Angriff sollte am 28. August stattfinden; Tyrwhitt und Keyes liefen am 26. und 27. August aus, ersterer mit dem neu in Dienst gestellten leichten Kreuzer HMS Arethusa als Flaggschiff sowie dem leichten Kreuzer HMS Fearless und 31 Zerstörern, zweiterer mit acht U-Booten. Allerdings informierte die Admiralität Admiral Sir John Jellicoe, den Oberbefehlshaber der Grand Fleet, erst am 26. August von dem Vorhaben. Dieser hielt die Absicherung für eine Operation so nahe an den deutschen Basen für zu schwach und schlug vor, die Grand Fleet hierfür einzusetzen. Sturdee sagte Jellicoe, das sei nicht notwendig, aber wenn er wolle, könne er weitere Schlachtkreuzer schicken. Jellicoe informierte die Admiralität daraufhin, dass er zur Unterstützung von Tyrwhitt und Keyes zusätzlich das I. Schlachtkreuzergeschwader unter Sir David Beatty und das I. Geschwader leichter Kreuzer unter William Goodenough schickten würde. Die Admiralität versäumte es allerdings, diese Meldung an Tyrwhitt und Keyes weiterzugeben.
Der deutsche Geheimdienst hatte von der Aktion des Harwich-Geschwaders erfahren und ließ die deutschen Schlachtkreuzer, die in der Jade vor Anker lagen, in Alarmbereitschaft versetzen. Jede Seite versuchte, die andere in eine Falle zu locken.
 
Bei Tagesanbruch am 28. August bezogen aufgetauchte britische U-Boote eine Stellung 40 Seemeilen westlich von Helgoland. Durch den dichten Frühnebel betrug die Sicht kaum mehr als 1000 m. Zu einem ersten Kontakt zwischen den Gegnern kam es um 5:26 Uhr. Das britische U-Boot E 26 sichtete das Torpedoboot G 194 und feuerte einen Torpedo ab, ohne die Deutschen zu treffen, die ihrerseits vergeblich versuchten, das U-Boot zu rammen. Auf die Meldung des Torpedoboots hin lief die V. Torpedobootflotille aus Helgoland zur U-Boot-Jagd aus. Etwa eine Stunde später stieß G 194 auf vier britische Zerstörer und lief, von diesen verfolgt, nach Südwesten ab. Der für die Verteidigung der Helgoländer Bucht verantwortliche Konteradmiral Franz von Hipper glaubte, es handele sich nur um Zerstörer, schickte den Torpedobooten die beiden kleinen Kreuzer S.M.S. Frauenlob und S.M.S. Stettin zur Hilfe, unternahm aber nichts weiter. Da in Wilhelmshaven die Sicht völlig klar war, nahm er an, dass ähnliche Verhältnisse bei Helgoland herrschen und die Kreuzer einen überlegenen Feind rechtzeitig sehen würden und ihm ausweichen könnten. Als die ersten derartigen Meldungen eintrafen, war es früher Nachmittag und die Schlachtkreuzer konnten aufgrund des niedrigen Wasserstands nicht rechtzeitig auslaufen.
 
Die V. Torpedobooflotille stieß überraschend auf einen Teil der britischen Zerstörer mit HMS Arethusa und zogen sich nach Helgoland zurück, wobei die beiden Torpedoboote S 13 und V 1 durch Artillerietreffer beschädigt wurden. Die die deutschen Küstenbatterien auf Helgoland konnten wegen Nebels keinen Feuerschutz geben. HMS Fearless lief mit einem Teil der Zerstörer im Norden auf einem Parallelkurs, griff aber nicht in das Gefecht ein. Die Briten stießen in der Folge auf die zweite deutsche Vorpostenreihe, wurden jedoch um kurz vor 8:00 Uhr von den beiden leichten Kreuzern S.M.S. Frauenlob und S.M.S. Stettin abgefangen. HMS Fearless erzielte schnell Treffer auf S.M.S. Stettin und zwang das Schiff, in Richtung Helgoland abzudrehen. Währenddessen erzielte S.M.S. Frauenlob mehrere Treffer auf HMS Arethusa, die erheblich beschädigt wurde. Die Briten mussten abdrehen, und S.M.S. Frauenlob gab gegen 8:30 Uhr die Verfolgung des angeschlagenen Gegners auf.
 
Mittlerweile hatte Keyes auf HMS Lurcher die Verstärkungen gesichtet, die er aber - da ihn die Information darüber nicht erreicht hatten - für Deutsche hielt. Nur aufgrund glücklicher Umstände kam es nicht zu einem Schusswechsel zwischen den verschiedenen britischen Geschwadern; es dauerte bis kurz vor 10:00 Uhr, bis die Verwirrung beseitigt war. Ein Torpedo des britischen U-Boots E-6 verfehlte den Kreuzer HMS Southampton nur knapp, ebenso misslang der Versuch des Kreuzers, den Angreifer zu rammen. Weiter im Norden hatte Goodenough die beiden Kreuzer HMS Nottingham und HMS Lowestoft detachiert, um Tyrwhitts Schiffe zu verstärken. Die beiden Kreuzer trafen zufällig auf das von britischen Zerstörern verfolgte deutsche Torpedoboot V 187 und versenkten es gegen 9:10 Uhr mit ihrer überlegenen Feuerkraft ohne Mühe. Während die Briten begannen, die Überlebenden retteten, erschien S.M.S. Stettin auf dem Schauplatz des Geschehens, und die Zerstörer mussten die Schiffbrüchigen und einige ihrer Boote mit deren Besatzungen zurücklassen und sich zurückziehen. Die britischen Seeleute und einige Deutsche wurden später von einem britischen U-Boot gerettet, die Deutschen, die nicht mehr an Bord passten, erhielten einen Kompass, Proviant und den Kurs nach Helgoland. Auf die Meldung von S.M.S. Stettin, dass sich die Briten zurückzögen, kehrte S.M.S. Hela auf ihre Patrouillenposition zurück, ebenso S.M.S. Ariadne. An Verstärkungen kamen aus Wilhelmshaven die leichten Kreuzer S.M.S. Cöln mit Konteradmiral Maaß an Bord und S.M.S. Straßburg, aus der Ems lief S.M.S. Mainz (Kapitän z.S. Paschen) aus.

Die Gefechtspause nutzte Tyrwhitt, um seine verstreuten Zerstörer neu zu formieren und in Richtung Westen abzudrehen.
In diesem Moment griff S.M.S. Straßburg von Südwesten her an, wurde aber von HMS Fearless und den Zerstörern vertrieben. Danach griff S.M.S. Cöln an, wurde aber ebenfalls verjagt. Als S.M.S. Straßburg erneut die angeschlagene HMS Arethusa attackierte, forderte Tyrwhitt Unterstützung durch Beattys Schlachtkreuzer an, was dieser trotz der Gefahr durch Minen und U-Boote zusagte. Den Zerstörern gelang es, S.M.S. Straßburg durch Torpedoangriffe zu vertreiben, einige von ihnen stießen nun auf den leichten Kreuzer S.M.S. Mainz zusammen. Gegen 11:50 Uhr traf Goodenough mit seinem Kreuzergeschwader auf dem Kampfschauplatz ein, woraufhin S.M.S. Mainz abdrehte, aber unglücklicherweise direkt in den Kurs des Harwich-Geschwaders lief. Da die Steuerung des deutschen Kreuzers durch einen Treffer von HMS Fearless beschädigt wurde, konnte S.M.S. Mainz nicht mehr entkommen. Nach einem harten Kampf, bei dem die Deutschen drei Zerstörer beschädigten, stellten die Briten um 12:25 Uhr das Feuer auf das kampfunfähige Schiff ein, um Überlebende zu retten. Der zusammengeschossene Kreuzer sank etwa 40 Minuten später. Als die Überlebenden an Beattys Schlachtkreuzergeschwader übergeben wurden, begrüßte dieser sie mit dem Signal "Ich bin stolz, so tapfere Männer an Bord meines Geschwaders begrüßen zu dürfen".
Währenddessen griffen S.M.S. Cöln und S.M.S. Straßburg erneut die angeschlagene HMS Arethusa an, die durch die Ankunft von Beattys Schlachtkreuzern gerettet wurde. Angesichts der weit überlegenen britischen Schiffe versuchten die beiden Kreuzer zu entkommen. S.M.S. Cöln erhielt schnell mehrere Treffer, wurde aber gegen 13:00 durch die Ankunft von S.M.S. Ariadne entlastet. Die Schlachtkreuzer nahmen den veralteten kleinen Kreuzer auf kurze Distanz unter Feuer und verwandelten ihn innerhalb einer Viertelstunde in ein brennendes Wrack. Ein Teil der Mannschaft wurde später von S.M.S. Danzig gerettet.
 
Während S.M.S. Straßburg dank des Nebels entkam - sie wurde mehrfach gesichtet, aber für ein britisches Schiff gehalten - wurde S.M.S. Cöln um 13:25 Uhr durch den Schlachtkreuzer HMS Lion gesichtet und trotz erbitterter Gegenwehr versenkt. Nur ein Mitglied der Besatzung überlebte den Untergang. Mit diesem Schusswechsel endete das Gefecht. S.M.S. Stettin und S.M.S. Stralsund konnten entkommen und vereinigten sich mit den deutschen Schlachtkreuzern, die zu spät eintrafen, um in das Gefecht einzugreifen. Die schwer beschädigte HMS Arethusa wurde durch den Panzerkreuzer HMS Hogue in den Hafen geschleppt.
 
Das Seegefecht bei Helgoland war ein klarer britischer Sieg. Die Deutschen hatten drei kleine Kreuzer, ein Torpedoboot und über 1.200 Mann verloren, während bei den Briten lediglich HMS Arethusa schwer beschädigt worden worden war. Die Mannschaftsverluste betrugen nur 35 Tote. Das Gefecht erwies eine schlechte deutsche Planung - das Schlachtkreuzergeschwader wurde durch seinen Standort in der Jade an einem rechtzeitigen Eingreifen gehindert - und eine ebenso schlechte Taktik, da die Schiffe einzeln und unkoordiniert in den Kampf geschickt worden waren. Obwohl sie davon wussten, gerieten die deutschen Schiffe in einen Hinterhalt. Angesichts der Niederlage befahl der Kaiser, dass keine Seeoperationen mehr ohne seine ausdrückliche Genehmigung erfolgen dürften.
 
Für die Briten war dieser Sieg in den deutschen Heimatgewässern angesichts des gegnerischen Vormarschs in Frankreich ein psychologisch wichtiger Erfolg. Allerdings war es zu schweren Planungsfehlern und Informationspannen gekommen, und nur glückliche Umstände verhinderten Verluste durch "Friendly Fire". Auch die Kooperation zwischen den beteiligten Verbänden hatte nur unvollkommen funktioniert.

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